Traumatisierung

Ein Trauma ist dadurch gekennzeichnet, dass es überwältigend ist, d.h. nicht mit den üblichen Strategien handhabbar gemacht werden kann. Seele und Körper können der Situation nicht entgehen, weder Flucht noch Kampf (flight or fight) sind möglich. Die Seele greift dann zu einer Notfall-Reaktion, indem sie „dissoziiert“ (Dissoziation=Abspaltung). (Ellen Spangenberg)
Das ist wohl ein Problem ja. Und noch heute kann ich meine Traumatisierungen nicht mit mir assoziieren. Ich kann das auch nicht traurig finden. Ich habe überhaupt kein Bezug dazu. Es ist auch nach 7 Jahren Therapie oftmals einfach wie „im flaschen Film“.
Ein Film wo über nen kleinen Jungen berichtet wird, der völlig alleine aufgewachsen ist. Der quasi auf die Welt kam und mit 0,5 Jahren schon allein gelassen wurde. Dessen Mutter an schweren Depressionen und an einer Zwangsstörung litt/leidet, aber nie ein Wort darüber gesprochen wurde, nur entsprechend völlig ambivalent gehandelt wurde zu dem was vermittelt wurde. Der aufgrund der psychischen Krankheiten nicht richtig versorgt wurde. In den ersten 6 Jahren seines Lebens wohl rund 1 Jahr komplett auf seine Mutter verzichten musste und irgendwelche komischen Ersatzmütter vorgesetzt bekommen hat, jede Woche eine andere. Der irgendwann nicht mal mehr richtig wusste, welches eigentlich die echte Mutter ist. Eine war dann mal so gut, dass er die echte dann irgendwie gar nicht mehr so richtig wollte.
Wo der Vater das nicht im Ansatz ein gewissen Ausgleich hergestellt hat (und selbst auch so überfordert war, dass er sich nicht mal wirklich bemüht hat). Über einen Jungen, dessen Vater dazu auch schwer depressiv war/ist.
Ein Junge, der sich täglich fürchtete, dass seine Mutter, sobald sie aus den Augen war, schon oben bei den Engeln sein könnte, weil sie dort lieber gewesen wäre. Ein Junge, in dessen Kinderalben selbst gemalte Bilder eingeklebt wurden, wo ein Haus brennt, schwarze Wolken am Himmel sind, es regnet, ein Feuerwehrauto versucht das Haus zu löschen und drüber „MAMA!“ steht. Der Vater des Jungen fand das wohl so schön, was der Junge da gemalt hat, das kann man schonmal in ein Album kleben zu den anderen schönen Erinnerungen an eine wundervolle Kindheit. Denn der Junge war ja noch zu klein. Und man weiß ja, gerade in den ersten Lebensjahren braucht ein Kind keine Hilfe von Bezugspersonen, Eltern o.Ä. Ich konnte mit 0,5 Jahren ja schon kochen.
Bevor ich abschweife und dem fast schon zynischen Sarkasmus verfalle: Ja, wenn man so ein Film anguckt, muss es erlaubt sein auch mal dissoziieren zu dürfen.
Besonders gravierend wirkt sich dies aus, wenn traumatische Verletzungen in der Kindheit (über längere Zeit) durch Bezugspersonen zugefügt werden, da das Kindnaturgemäß von Erwachsenen abhängig ist und sich daher nicht in Sicherheitbringen oder wirkungsvoll zur Wehr setzen kann.
(Ellen Spangenberg)
(p.s. dieser Beitrag kann wiederum Spuren von unterdrückter Wut enthalten)

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